Mit rund einer halben Million Franken will die Stadt Zürich Gemeinden im Libanon unterstützen. Die Hilfe vor Ort soll Flüchtlingen und Einheimischen zugutekommen.
Bereits im vergangenen Herbst hatte die Stadt mitgeteilt, dass sie sich nicht nur bei der Aufnahme von Flüchtlingen stärker engagieren wolle, sondern auch bei der Hilfe vor Ort, indem sie eine «Erstflucht-Stadt» unterstütze. Die Entscheidung fiel zugunsten des Libanons aus.
Die Gemeinwesen im Libanon sind massiv überfordert», sagte Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) am Donnerstag vor den Medien. Das Land habe bei rund vier Millionen Einwohnern circa 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. «Sie stossen an ihre Grenzen.»
Die Stadt Zürich werde noch im Mai mit der Organisation Solidar Suisse, die seit dem Jahr 2012 im Libanon mit einem Länderbüro vertreten ist, einen Vertrag für Community Support Projects (CSPs) unterzeichnen. Damit können Gemeinden im Libanon direkt vor Ort unterstützt werden.
Stadt macht Vorgaben zur Wirkung der Projekte
Bis im Sommer werden über die Ländervertretung von Solidar Suisse drei Projekte à je 35’000 Franken im Bereich Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen ausgeschrieben und bis Ende Jahr umgesetzt. «Wir machen dabei klare Vorgaben zur Wirkung, die diese Projekte erzielen sollen», sagte Mauch.
Darauf aufbauend wird ab 2017 in einem zweiten Teil ein libanesisches Gemeinwesen im Rahmen einer ein- bis dreijährigen Projektpartnerschaft unterstützt.
«Diese Partnerschaft ist zeitlich beschränkt und thematisch fokussiert», sagte Mauch. Dabei geht es beispielsweise um den Aufbau von Infrastruktur wie der Wasserversorgung. Noch habe man keine Stadt im Fokus.
Die Massnahmen müssten nachhaltig sein und sowohl den Flüchtlingen als auch der Bevölkerung zugutekommen. Dies fördere den sozialen Zusammenhalt. Die Stadt wird ebenfalls noch in diesem Monat eine entsprechende Absichtserklärung mit Solidar Suisse unterzeichnen.
Insgesamt rechnet die Stadt mit Kosten von 500’000 Franken. «Zürich ist eine solidarische Stadt. Wir sollten von unserer guten Situation etwas weitergeben», sagte Mauch.
45 Flüchtlinge wohnen bei Privatpersonen
Die Stadt Zürich muss seit dem 1. Januar 2772 Personen aus dem Asylbereich beherbergen. Das Kontingent erfüllt sie per Ende März mit 2796 Personen zu 101 Prozent. 45 von ihnen seien bei Privatpersonen (18 Angebote) untergebracht, wie Stadtrat Raphael Golta (SP) sagte. Dies sei sehr positiv.
Eine Privatunterbringung biete durch den Austausch mit der Bevölkerung zusätzliche Integrationsmöglichkeiten.
Zudem arbeitet die Stadt momentan weitere Massnahmen in der Betreuung von Minderjährigen ohne Begleitung oder jungen Erwachsenen aus. Ein Pilotprojekt im Gastrobereich, bei dem die Teilnehmenden ein Zertifikat von Gastro Zürich erhalten, soll beispielsweise ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.