Attentat in Istanbul: Türkische Zeitung macht Deutschland für Anschlag verantwortlich

Mourning family members attend a funeral ceremony at the Istanbul University for Esra and Hakan Tekin, a Turkish couple and victims of Tuesday's explosion, in Istanbul, Wednesday, June 8, 2016. The bomb attack that targeted a bus carrying riot police during rush hour traffic in Istanbul killed a number of people and wounded dozens of others. It marks the fourth bombing to hit the Turkish city this year and there was no immediate responsibility claim but Turkey has witnessed an increase in violence linked to Kurdish rebels and Islamic State militants. (AP Photo/Emrah Gurel)

“Deutsches Werk”: Die regierungsnahe türkische Zeitung “Günes” gibt Deutschland die Schuld am tödlichen Anschlag in Istanbul. Die Begründung ist haarsträubend.

Mindestens elf Menschen kamen am Dienstag bei einem Autobombenanschlag in Istanbul ums Leben. Die der Regierungspartei AKP nahestehende Zeitung “Günes” macht jetzt dafür Deutschland verantwortlich. “Deutsches Werk”, lautet die Schlagzeile auf der Titelseite vom Mittwoch.

Deutschland habe die harte Reaktion der Türkei auf die “beschämende” Armenien-Resolution des Bundestages nicht ertragen. “In Panik geratend, ist es in alte Gewohnheiten zurückgefallen. Es hat die Terrororganisationen, die es als Marionette benutzt, einen blutigen Anschlag in Istanbul verüben lassen.” Das Blatt beruft sich dabei auf Volkes Stimme: “So denkt die Türkei”, schreibt “Günes”.
Ein Sprecher der türkischen Regierung sagte am Mittwoch, alle Anzeichen deuteten darauf, dass die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verantwortlich für den Anschlag in Istanbul sei.

Mit einer Auflage von gut 100.000 Exemplaren gehört “Günes” zu den zehn größten Zeitungen des Landes, wenn man die Sportpublikationen nicht berücksichtigt.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte am Dienstag behauptet, deutsche Medien würden in ihrer türkeifeindlichen Berichterstattung gesteuert. “In Deutschland wird nichts dem Zufall überlassen”, sagte er dem Staatssender TRT. “Keine von den türkeifeindlichen und Recep-Tayyip-Erdogan-feindlichen Schlagzeilen ist Zufall. In Deutschland ist auch die Presse nicht frei.”

Cavusoglu sagte weiter: “Es kann kein Zufall sein, dass die Zeitungen im Spektrum von ganz rechts bis ganz links am selben Tag mit denselben Schlagzeilen gegen die Türkei und gegen Recep Tayyip Erdogan schreiben. Also in Deutschland ist alles systematisch. Und diese Resolution ist in den Bundestag in dieser Systematik im Rahmen eines Planes eingebracht worden.”