Bei der Offensive der türkischen Streitkräfte auf die nordsyrische Kurden-Enklave Afrin sind am Samstag nach Angaben der örtlichen Kurdenmiliz mindestens zehn Menschen getötet worden. Unter den Toten seien sieben Zivilisten, darunter ein Kind, sagte Birusk Hasakeh, Sprecher der Kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG). Außerdem seien zwei weibliche und ein männlicher Kämpfer getötet worden.
Das türkische Militär hatte am Samstagnachmittag in der Region Afrin eine Boden- und Luftoffensive namens “Operation Olivenzweig” gestartet, nachdem es das Gebiet zuvor tagelang unter Beschuss genommen hatte. Die Offensive richte sich gegen die YPG sowie gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), erklärte die Armee. Türkische Kampfflieger bombardierten kurdische Stellungen in der Grenzregion.
Nach türkischen Militärangaben wurde unter anderem der von der YPG kontrollierte Militärflughafen Minnigh nördlich von Aleppo bombardiert. Insgesamt seien 108 Ziele angegriffen worden. 72 Flugzeuge seien beteiligt gewesen und sicher zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt. Auch IS-Ziele seien zerstört worden.
Afrin und das hundert Kilometer weiter östlich am Euphrat gelegene Manbidsch gehören zur halbautonomen Kurdenregion im Nordwesten Syriens. Ankara will einen Zusammenschluss der Kurdengebiete westlich und östlich des Flusses und damit die Entstehung einer eigenständigen Kurdenregion an der Südflanke der Türkei verhindern. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte am Samstag an, dass nach Afrin auch Manbidsch angegriffen werde.
Die syrische Führung wies am Abend eine Äußerung des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu zurück, demzufolge Ankara die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad über das militärische Vorgehen in seinem Land informiert hatte. Die Nachrichtenagentur Sana berichtete, das Außenministerium in Damaskus bewerte das Vorgehen als einen “erneuten türkischen Angriff auf Syriens Souveränität”.