Nach seiner Rückkehr in den Libanon hat sich der zurückgetretene Ministerpräsident Saad Hariri erstmals wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Vor drei Wochen hatte er von Saudi Arabien aus seinen Rücktritt erklärt.
Vor seinem Rückflug nach Beirut traf Saad Hariri (r.) in Kairo den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi
Der zurückgetretene Ministerpräsident Saad Hariri gehörte in der Hauptstadt Beirut zu den Gästen einer Militärparade zum Unabhängigkeitstag des Libanon. Dort saß er auf der Ehrentribüne neben dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun. Der Präsident rief das Land zur Einheit auf. Laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur “NNA” forderte er die Armee und die Sicherheitskräfte forderte auf, in ständiger Bereitschaft zum Schutz der inneren Einheit des Landes und seiner Grenzen zu sein.
Hariri landete am Dienstagabend mit einer Maschine aus Kairo auf dem Flughafen der libanesischen Hauptstadt, wie sein Pressesprecher mitteilte. Das Fernsehen übertrug die Ankunft live. Anschließend besuchte Hariri das Grab seines Vaters in Beirut. Der frühere Premier Rafik Hariri war im Februar 2005 ermordet worden. Als Täter wurden fünf Hisbollah-Aktivisten angeklagt. Sie sollen im Auftrag des syrischen Machthabers Baschar al-Assad gehandelt haben.
Seinen “Freund” al-Sisi gesprochen
Vor seinem Abflug aus Kairo hatte Hariri mit dem ägyptischen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi die jüngste politische Entwicklung im Libanon erörtert. Ziel des Gesprächs mit seinem “Freund” al-Sisi sei es, die “arabischen und internationalen Beratungen” über die Regierungskrise in seiner Heimat fortzuführen, hatte Hariri zuvor im Kurzbotschaftendienst Twitter angekündigt.
Der 47-Jährige hatte Anfang November bei einem Besuch in der saudischen Hauptstadt Riad überraschend seinen Rücktritt verkündet. Die genauen Umstände hierzu sind nach wie vor unklar. Sie haben eine politische Krise im Libanon ausgelöst und erneut die Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran deutlich werden lassen. Das sunnitisch regierte Saudi-Arabien und der mehrheitlich schiitische Iran ringen seit Jahren um Einfluss in der Region. In Konflikten wie im Jemen und in Syrien, in der Libanon-Krise und im Verhältnis zu Katar stehen sie jeweils auf entgegengesetzten Seiten. An Hariris Koalitionsregierung ist die schiitische Hisbollah beteiligt, die vom Iran unterstützt wird.
Der libanesische Präsident Michel Aoun – der die Demission seines Regierungschefs bislang nicht angenommen hat – warf Saudi-Arabien vor, Hariri als “Geisel” zu halten, was das Königreich dementierte. Nachdem der französische Chef-Diplomat Jean-Yves Le Drian in der vergangenen Woche in die saudische Hauptstadt Riad gereist war, flog Hariri nach Paris, wo er vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron empfangen wurde.