Zehntausende syrische Flüchtlingskinder schuften in Knochenjobs im Libanon, ihre Familien sind auf den Lohn angewiesen. Eine ganze Generation wächst ohne Bildung auf.
Jeden Morgen um 3 Uhr klingelt Mohammeds Wecker. Dann steht der achtjährige Junge auf und geht zur Arbeit in die Zementfabrik. Dort stellt er Zementsteine her. Die Fabrik im libanesischen Bekaatal nutzt die Nachtstunden, weil dann der Strom billiger ist. Darum muss Mohammed nachts schuften. Doch er hat es immerhin ein bisschen besser als sein sechs Jahre älterer Bruder Nasrallah. Seine Schicht beginnt um Mitternacht.
Die Eltern von Mohammed und Nasrallah sind vor drei Jahren vor dem Krieg aus der syrischen Stadt Homs in den Libanon geflüchtet. Die Familie hat all ihre Ersparnisse aufgebraucht. Nun müssen die Söhne ihre Kindheit aufgeben, um ihre Geschwister und die Eltern zu unterstützen.
Rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge leben derzeit im Libanon. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder. Die meisten Jungen und Mädchen gehen nicht zur Schule, stattdessen schuften sie auf Feldern, in Steinbrüchen, Fabriken und Werkstätten.
Experten warnen davor, dass unter den syrischen Kinderarbeitern im Libanon eine verlorene Generation heranwächst. Sie erhalten keine Bildung und verschleißen sich bei körperlich extrem anstrengender Arbeit.
Mohammed, Nasrallah und ihre Familie leben und arbeiten auf dem Gelände der Zementfabrik in der Ortschaft Raait. Dort sind sie täglich umgeben von Feinstaub und Gasen. Die Gesundheitsrisiken sind enorm. Ihnen drohen chronische Bronchitis und andere Lungenkrankheiten.
Die Arbeitgeber nehmen darauf keine Rücksicht: Als der 13 Jahre alte Bader aus Krankheitsgründen zwei Tage lang nicht in der Werkstatt arbeiten konnte, in der er angestellt war, feuerte ihn der Besitzer.