Supermarkt-Räuber legt gut gelaunt ein Geständnis ab

DORTMUNDNach fünfjähriger Flucht durch Bosnien und den Libanon steht ein mutmaßlicher Supermarkt-Räuber aus Dorstfeld seit Mittwoch vor Gericht. Der 32-Jährige war kurz nach dem Raubzug im April 2010 festgenommen worden, im Januar 2011 aber spektakulär aus dem Bochumer Gefängnis getürmt. Zu Prozessbeginn legte er ein Geständnis ab.

Das stimmt so“, sagte der 32-Jährige und lächelte, als er würde er einer Kellnerin gerade ein fettes Trinkgeld geben. Ohnehin präsentierte sich der 32-Jährige am ersten Verhandlungstag bester Laune. Ja, er habe zusammen mit einem Komplizen den Real-Markt in Aplerbeck überfallen, zwei Mitarbeiterinnen gefesselt und 75.000 Euro geraubt.

Aber nein, an einem ähnlich gelagerten Raubzug 2009 auf einen Penny-Markt in Lünen sei er nicht beteiligt gewesen. „Herr Richter, ich bitte Sie. Ich würde nie einen Penny überfallen. Was haben die da rausgeholt? 10.000 Euro? Das ist mir echt ‘ne Nummer zu klein.“

Flucht aus dem Gefängnis

Bei seiner Flucht aus dem Gefängnis war der Angeklagte durch eine Dachluke geklettert und anschließend erst fünf Meter auf ein Flachdach und dann noch mal sechs Meter auf den Bürgersteig in die Tiefe gesprungen. Anschließend war er in U-Bahn und Zug gestiegen und nach Essen verschwunden.

Erst dort merkte er dann, dass er sich bei den halsbrecherischen Sprüngen offenbar beide Füße gebrochen hatte. Mithilfe von Komplizen ließ er sich per Taxi in die Uni-Klinik Düsseldorf fahren. Und während über Ruhrgebiet noch die Hubschrauber kreisten, lag der Gesuchte im Rheinland auf dem OP-Tisch und ließ sich die Knochen wieder zusammenflicken.

Bochumer Pannen-Knast

Damals räumte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) Verstöße gegen Vorschriften in der Bochum JVA ein. Experten beanstandeten mehr als 100 Mängel in dem Gefängnis in der Bochumer Innenstadt. Später wurde die JVA-Leitung ausgetauscht, nachdem es zu weiteren spektakulären Ausbrüchen gekommen war. So türmte ein Insasse durch ein ungesichertes Oberlicht, ein anderer konnte die Gitterstäbe durchsägen und ein 26-Jähriger Häftling spazierte einfach mit einer Besuchermarke aus dem Gefängnis.

Der 32-jährige Supermarkt-Räuber war nach seiner Flucht gut vier Jahre unentdeckt geblieben. Auch ein Aufruf in der Sendung “Aktenzeichen XY… ungelöst” blieb erfolglos. Die Staatsanwaltschaft Dortmund übernahm 2014 die Zielfahndung. Zusammen mit dem Cybercrime-Kompetenzzentrum konnte die durch viele Staaten inner- und außerhalb Europas verlaufende Spur des Flüchtigen rekonstruiert werden. In Bosnien-Herzegowina gelang im November 2015 in Sarajevo die Festnahme.