Lateinamerika Brasilien am Vorabend

Brasilianische Spezialeinheiten bei einer Anti-Terrorübung

Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro holt die brasilianische Interimsregierung zum Schlag gegen den “Islamischen Staat” aus. Ein Terroranschlag auf die Spiele wird seit 2010 prophezeit. Doch ein genauer Blick auf die Hintergründe zeigt, dass Brasiliens Law-and-Order-Politikern und den USA die gefühlte Gefährdung durchaus gelegen kommt. Fredrico Füllgraf über eine Medienshow der Ungereimtheiten.

Von RT Deutsch-Korrespondent Frederico Füllgraf

Am 21.Juli, zwei Wochen vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele, ließ Justiz-Übergangsminister Alexandre de Moraes eine Medienbombe hochgehen: Polizei und Sicherheitsdienste hätten ein Sympathisantennetz des sogenannten “Islamischen Staates” ausgehoben.
Die zehn Verhafteten Männer haben sich im Internet zum extremistischen
Dschihadismus bekannt und Informationen über den Kauf eines russischen Kalaschnikow-Gewehrs ausgetauscht. Auch hätte die sich “Ansar al-Khilafah Brazil” nennende Gruppe gedroht, “wenn selbst die französische Polizei keine Anschläge auf ihrem Territorium verhindern kann, wird deren Ausbildung der brasilianischen Polizei gar nichts bringen”. Moraes hingegen bezeichnete die Möchtegern-Dschihadisten als “Amateure”.

Ziel von Moraes’ Pressekonferenz waren Schlagzeilen im weltweiten Medien-Mainstream, die Ungereimtheiten seines Auftritts warfen jedoch viele unbeantwortete Fragen auf. Zum Beispiel: Auch wenn die Terrorverdächtigten tatsächlich Amateure sind, warum ist dann solch eine breitspurige Pressekonferenz nötig? Journalisten erinnerten den ehemaligen Polizeichef von São Paulo daran, dass Terrorismus-Ermittlungen in Europa dem heiligen Gebot der Verschwiegenheit unterliegen, um den Ermittlungsfortgang nicht zu gefährden, doch auch, um öffentlicher Panik vorzubeugen – oder sollte man genau ein umgekehrt angepeiltes Ziel daraus schließen?

Der Übergangsminister wiegelte ab: die Verdächtigen “würden niemals zu ernsthaften Methoden greifen”. Warum sind sie dann aber verhaftet und in eine Hochsicherheitsanstalt eingeliefert worden? Dann der offensichtliche Widerspruch: Wie erklärt sich, dass der auf WhatsApp und Telegram von der Polizei abgefangene Textaustausch der Tatverdächtigen als einziger “Beweis” angeführt werde, wenn Richter in jüngster Zeit wiederholt die bundesweite Unterbrechung dieser Internetdienste angeordnet haben, weil die Wiedergabe von Nutzergesprächen nicht zugänglich sei?