An der Pier des Wilhelmshavener Marinemuseums liegt ein neues Großexponat. Ab Sonnabend kann das Schiff besichtigt werden.
Wilhelmshaven Die äußeren Bedingungen waren allerbest, die Stimmung gelöst. Vor der Küste Libanons hatte sich die Wilhelmshavener Fregatte „Brandenburg“ aus dem Unifil-Flottenverband der Vereinten Nationen abgemeldet und war auf Heimatkurs gegangen. Zwei Schnellboote aus Rostock-Warnemünde, „Gepard“ und „Frettchen“ verabschiedeten ihre Kameraden – und was als fröhliche wilde Jagd begann, endete anschließend mit einem Fiasko.
Der Kommandant der „Frettchen“ verlor die Kontrolle über sein mit hohem Tempo durch die Wellen rasendes Kriegsschiff und rammte mit voller Wucht das Schwesterschiff „Gepard“.
Was einige Jahre zuvor eine Randnotiz über den Karriereknick eines Seeoffiziers geworden wäre, entwickelte sich im Frühjahr 2007 zu einem besonderen Medienereignis. Schließlich war die spektakuläre Havarie durch mehrere Videos dokumentiert und wurde so zum Renner auf Computern in aller Welt – und die Marine musste lernen, dass sich das Internet nicht um ihr Verbot der Veröffentlichung scherte. Auch zahlreiche NWZ -Leser schauten sich damals das exklusive Bildmaterial an.
Für das Schnellboot „Gepard“ war die Havarie negativer Höhepunkt einer langen Seefahrtszeit. Das Typschiff der Klasse 143 A war 1982 in Dienst gestellt worden und hatte sich im Laufe der Jahrzehnte erfolgreich zahlreichen Herausforderungen gestellt. Die Kollision mit dem Schwesterschiff hätte fast das Ende für die „Gepard“ bedeutet. Am empfindlichen Holzrumpf war ein Millionenschaden entstanden, der später auf der Krögerwerft in Rendsburg repariert wurde.
Gefahren wie durch die „Frettchen“ drohen dem in die Jahre gekommenen Schnellboot nun nicht mehr. Vor zwei Tagen begab es sich in den sicheren Hafen des Wilhelmshavener Marinemuseums, wo das neue Großexponat am Sonnabend der Öffentlichkeit feierlich zur Verfügung gestellt wird. Mehr als ein Jahr dauerte es, bevor das im Dezember 2014 ausgemusterte Schnellboot als Dauerleihgabe des Bundes im Marinemuseum festmachen konnte. Zuvor waren die Waffensysteme abgebaut und das Schiff museumsfest gemacht worden.
An der Museumspier liegt das Schnellboot nun in der Nachbarschaft zahlreicher weiterer Großexponate. Dazu gehören unter anderem das Minenjagdboot „Weilheim“, das U-Boot „U 10“, ein Starfighter und der ehemalige Zerstörer „Mölders“, mit dem die „Gepard“ auf besondere Weise verbunden ist. Denn auch die „Mölders“ war ebenso wie die „Gepard“ im Laufe ihres langen Einsatzlebens durch „Freundeinsatz“ in Lebensgefahr geraten. Sie wurde zwar nicht von einem Schwesterschiff gerammt, geriet aber durch eine Fritteuse der Bordküche derart in Gefahr, dass bereits mit einem Untergang gerechnet wurde.
Jetzt genießen beide Schiffe den Frieden und die Sicherheit des Museums – und erzählen den Besuchern hautnah und anschaulich, wie sich das Leben an Bord gestaltet hat.
Für die Marine signalisiert der Wechsel ins Museum das Ende der Schnellbootzeit. Die Schnellboote, ursprünglich für die Besonderheiten der Ostsee konzipiert, werden nach und nach durch die größeren Korvetten ersetzt. Noch für diesen Herbst ist für die letzten vier Boote der „Gepard“-Klasse die Außerdienststellung vorgesehen, darunter auch die „Frettchen“, die vor knapp zehn Jahren der „Gepard“ so gefährlich geworden war.