Wie abgestumpft ist die Welt im syrischen Bürgerkrieges? Das Bild eines kleinen Jungen aus der zerbombten syrischen Stadt Aleppo erobert die sozialen Netzwerke.
Es ist Nacht. Ein Helfer mit im Kameralicht reflektierenden Blendstreifen an seiner Jacke scheint so etwas wie ein Paket aus einem Gebäude zu ziehen.
Dann trägt er das Bündel aus der Dunkelheit in das Licht eines geöffneten Rettungswagens: Und plötzlich wird der Betrachter gewahr, dass es sich bei dem Bündel um einen Jungen in kurzen Hosen und T-Shirt handelt, der sich mit der linken Hand über das schmutz- und blutverschmierte Gesicht streicht.
Der Junge weint nicht, er sagt gar nichts – sitzt einfach da. Er heißt Omran Daqneesh, ist fünf Jahre jung. Ein Opfer der syrischen und russischen Bombenangriffe.
Dr. Hamza Al Khatib, einer der letzten Ärzte in Aleppo, appelliert in einem eindringlichen Brief direkt an den US-Präsidenten Barack Obama und an die Bundeskanzlerin: „Handeln Sie jetzt und retten Sie unsere Leben in Aleppo!“ Er schreibt: „Wir brauchen weder Ihre Tränen noch Ihre Sympathie oder Gebete, wir brauchen Taten.“
300.000 Menschen harren in dieser Stadt aus. Russland kann für seine Flächenbombardements in Syrien inzwischen geografisch näher gelegene iranische Stützpunkte nutzen.
Zustimmung zu einer 48-stündigen Feuerpause
Das Verteidigungsministerium in Moskau hat am Donnerstag endlich Zustimmung zu einer 48-stündigen Feuerpause zur Versorgung der Bevölkerung in Aleppo signalisiert. Allerdings erst in der kommenden Woche. Deutschland hatte gemeinsam mit den anderen EU-Staaten einen sofortigen Stopp der Kämpfe gefordert.
Aus Protest gegen die anhaltenden Kämpfe in Syrien brach der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura Donnerstagnachmittag das Treffen eines Hilfskomitees nach acht Minuten ab. Er sehe keinen Sinn in einer solchen Sitzung, solange es in humanitären Fragen in Syrien keine Bewegung gebe. Auch de Mistura forderte eine sofortige 48-stündige Waffenruhe.
Ein Fünkchen Hoffnung in einer an Hoffnung armen Zeit: Der kleine Omran Daqneesh konnte inzwischen das Krankenhaus wieder verlassen.