Das war souverän: Die deutsche Mannschaft ist nach beeindruckender Leistung hoch verdient ins Viertelfinale der EM 2016 eingezogen. Im Achtelfinal-Vergleich gegen die Slowakei in Lille ließ der Weltmeister dem Außenseiter beim 3:0 (2:0) keine Chance. Damit glückte auch die Revanche. In der Vorbereitung auf das Turnier in Frankreich hatte das DFB-Team noch mit 1:3 gegen die Slowaken verloren.
Schon rund 15 Minuten vor dem Abpfiff tönte es aus dem deutschen Fanblock: “Oh wie ist das schön.” Und das war es tatsächlich, schließlich hatte der Weltmeister seine erste Aufgabe in der K.-o.-Runde glänzend gemeistert. Im Viertelfinale trifft die deutsche Mannschaft am kommenden Samstag in Bordeaux (21 Uhr) auf den Sieger der Begegnung Spanien gegen Italien. Mit Sicherheit ein Gegner eines anderen Kalibers.
Boateng mit erstem Länderspieltreffer
Bundestrainer Joachim Löw hatte seine Start-Elf zum Vergleich zum 1:0-Sieg beim Gruppenfinale gegen Nordirland, dem bisher besten Spiel des DFB-Teams bei der EM, auf einer Position verändert: Julian Draxler kehrte auf die linke Angriffsseite zurück und ersetzte dort Mario Götze, der erstmals nicht von Beginn an dabei war.
Ansonsten hielt der Coach an seiner Erfolgsmannschaft fest – auch taktisch. So durfte Joshua Kimmich wieder auf der rechten Seite ran. Und auch Jerome Boateng, dessen Einsatz wegen einer Wadenverletzung fraglich war, war mit von der Partie.
Die Slowaken wählten eine defensivere Variante als noch zuletzt in den Gruppenspielen. Entsprechend übernahm das deutsche Team von Anfang an die Initiative. Nach einem Freistoß von Toni Kroos sprang prompt die erste Chance heraus. Doch den Kopfball von Sami Khedira konnte der slowakische Torhüter Matus Kozacik noch über die Latte lenken.
Beim anschließenden Eckball war aber dann Boateng zur Stelle und zimmerte den Ball aus rund 16 Metern zur 1:0-Führung ins Tor (8.) – es war das erste Länderspieltor für den Innenverteidiger und das schnellste deutsche Tor bei einer EM. Und der Weltmeister setzte nach – wenn auch zunächst erfolglos.
Özil zweimal im Pech
So vergab Mesut Özil die große Chance zum 2:0. Nach einem Foul an Mario Gomez scheiterte der Arsenal-Profi mit einem schwach geschossenen Elfmeter an Kozacik (13.). Es war der erste verschossene Strafstoß der deutschen Mannschaft bei einer EM seit dem Fehlschuss von Uli Hoeneß im verlorenen Finale 1976 gegen die Tschechoslowakei.
Den Dämpfer steckte das DFB-Team aber schnell weg. Gomez (15.) und Kroos (16.) hatten die nächsten Möglichkeiten. Nach 20 Minuten musste dann Manuel Neuer im deutschen Tor erstmals eingreifen.
Dann ging es wieder nur in eine Richtung – in die des slowakischen Tores. Der Gegner hatte seine liebe Mühe mit dem variablen deutschen Spiel, in dem zum Beispiel Draxler immer wieder die Seiten wechselte. In der 24. Minute hatte Özil dann erneut Pech, als sein Schuss nur knapp das Ziel verfehlte. Zu diesem Zeitpunkt lautete das Torschussverhältnis 8:0 für den Weltmeister. Nur der hoch verdiente zweite Treffer wollte trotz aller Überlegenheit noch nicht fallen.
Neuer pariert, Gomez erhöht
Ein zu kurz geratener Rückpass von Jonas Hector zwang Neuer dann zu seiner zweiten Aktion (37.). Auf der Gegenseite sorgte der starke Draxler für die nächste deutsche Chance (39.).
In der 40. Minute musste Neuer bei einem Kopfball von Juraj Kucka dann aber eine Glanzparade zeigen. Ein Warnsignal für das DFB-Team, das prompt konterte und endlich erhöhte. Nach glänzender Vorarbeit von Draxler, der seinen Gegenspieler alt aussehen ließ, erzielte Gomez mit seinem zweiten Turniertreffer das überfällige 2:0 (43.).
Draxler krönt seine Leistung
Nach der Pause agierten die Slowaken zwangsläufig offensiver. So war Neuer bei einem Schuss von Kucka (50.) gefordert. Die Partie wurde nun offener. Die größeren Freiräume in der Defensive des Gegners konnte das DFB-Team aber zunächst nicht ausnutzen.
Die Drangphase der Slowakei dauerte aber nur zehn Minuten. Dann übernahm der Weltmeister Stück für Stück wieder das Kommando und machte alles klar. Draxler krönte seine tolle Vorstellung mit dem 3:0 (63.) – die Entscheidung. Danach war die Moral der Slowaken endgültig gebrochen.