US-Sicherheitsberaterin Susan Rice, „die Fliege in der Salbe

Tatsache ist, dass der Waffenstillstand für Syrien nach kurzer Zeit wieder zusammen gebrochen ist. Tatsache ist, dass Präsident Assad wieder unterschiedslos Fassbomben auf Stellungen der gemässigten Opposition, der Salafisten der al-Nusrah-Front und auf die Zivilbevölkerung abwerfen lässt. Tatsache ist auch, dass Präsident Putin wieder mehr Truppen und Waffen nach Syrien hat verlegen lassen, so insbesondere nach Aleppo. Zu diesen Waffen gehören vor allem schwere Artilleriegeschütze und moderne Kampfhelikopter, mit deren Feuer die Russen den Widerstand der Opposition vor und in Aleppo brechen können. Das gemeinsame Ziel von Assad und seinen russischen und iranischen Verbündeten ist die Eroberung von Aleppo.

In der Obama-Administration wird gleichzeitig über die Absichten Putins im syrischen Krieg gerätselt. Die eine Seite, vermutlich die Realisten, ist der Auffassung, dass Putin die Ängstlichkeit der Obama-Administration im syrischen Krieg ausnützt. Ermutigt durch dieses zögerliche Verhalten kann Putin die russische Kriegführung ungehindert eskalieren.[1] Die fehlende Reaktion der Obama-Administration gegenüber der russischen Provokation werde, so die Realisten, das Ansehen der USA bei den Saudis, den Golf-Staaten und der Türkei endgültig beschädigen. Die einzige richtige Antwort auf diese Provokation wäre die Lieferung von Panzerabwehrlenkwaffen und Minenwerfern über Drittstaaten an die gemässigte Opposition.

Dem Ansinnen der Realisten leistet vor allem die US-Sicherheitsberaterin Susan Rice Widerstand. Offenbar hat Rice als Vertreterin der Idealisten an der letzten Sitzung des US-Sicherheitsrates vehement eine Eskalation des US-Einsatzes in Syrien verworfen. Aus diesem Grunde wird Rice durch Insider, als „the fly in the ointment”[2] bezeichnet. Aber auch Präsident Obama ist gegen einen verstärkten Einsatz der USA in Syrien. Er will keinen „proxy war“ mit Moskau und befürwortet an dessen Stelle den Krieg gegen den Islamischen Staat. Präsident Obama, und auch sein Aussenminister, John Kerry, sind offenbar der Auffassung, dass nicht Präsident Putin die treibende Kraft im Krieg in Syrien ist, sondern dass er durch Präsident Assad zur Eskalation der russischen Kriegführung genötigt wird.

Dagegen vertreten die Realisten in Washington die Meinung, dass Präsident Putin mit seinen diplomatischen Schachzügen gegen die Obama-Administration eine doppelbödige Strategie verfolgt. Die Interessen Russlands seien mit jenen Präsident Assads deckungsgleich. Nur durch die Machterhaltung von Präsident Assad könne Moskau den Hafen Tartus am Mittelmeer und die syrischen Flugplätze weiterhin benützen. Die fehlende Einsicht von Obama und Kerry betreffend der Strategie von Putin wird durch weitere Experten in Washington DC wie folgt kommentiert:

„Either Russia has pulled the wool over Obama’s and (U.S. Secretary John) Kerry’s eyes or they’ve pulled it over their own eyes.”

Welche Beurteilung auch immer zutrifft, sicher ist, dass die Obama-Administration, entweder aus Naivität oder aus Mutwilligkeit, daran ist den Einfluss und damit die Machtstellung der USA im Mittleren Osten definitiv zu beenden.