Reaktionen auf Tod von Jo Cox Schock eint gespaltenes Großbritannien

Der Wahlkampf zum Brexit-Referendum wird in Großbritannien mit Emotion und teilweise mit Hass geführt. Nach dem tragischen Tod der Abgeordneten Jo Cox hält das Land inne. Vor allem ihr Mann rührt die Nation mit einem Aufruf.

Jäher hätte der verbissen geführte Wahlkampf um das EU-Referendum in Großbritannien nicht unterbrochen werden können. Eine Woche vor der mit Spannung erwarteten Abstimmung wird die Labour-Abgeordnete Jo Cox, eine begeisterte Europäerin, auf offener Straße niedergemetzelt.

Mehrmals, so berichten Augenzeugen, schießt der Angreifer auf die 41 Jahre alte Mutter, anschließend sticht er noch mit einem Messer auf sie ein. Kurz darauf stirbt sie an ihren Verletzungen. Großbritannien verfällt in eine Schockstarre. Beide Lager brechen ihren Wahlkampf für das Brexit-Referendum ab.

Nur wenige Stunden nach der Tat veröffentlicht ihr Mann ein berührendes Statement:

“Heute beginnt ein neues Kapitel in unserem Leben. Schwieriger, schmerzhafter, mit weniger Freude, mit weniger Liebe. Jos Freund und Familie und ich werden uns jeden Augenblick unseres Lebens dafür anstrengen, unsere Kinder zu lieben und aufzuziehen und den Hass zu bekämpfen der Jo getötet hat.

Jo glaube an eine bessere Welt und sie kämpfte jeden Tag ihres Lebens dafür mit einer Energie und einer Lust am Leben, die die meisten Menschen ermüden würden.

Sie hätte sich jetzt vor allem zwei Dinge gewünscht. Erstens, dass unsere geliebten Kinder viel Liebe erfahren, und zweitens, dass wir uns alle zusammentun, um gegen den Hass zu kämpfen, der sie getötet hat. Hass hat keine Überzeugung, Ethnie oder Religion, er ist giftig.

Jo würde nichts bereuen an ihrem Leben, sie lebte jeden Tag in vollen Zügen.”

Über das Motiv des Täters war zunächst nichts bekannt. Aber die Tat fällt in eine Zeit, in der das Land tief gespalten ist – in Brexit-Befürworter und -Gegner. Beide Seiten bezichtigten sich in den vergangenen Wochen der Lüge und scheuten auch nicht vor persönlichen Attacken zurück. Je näher die Abstimmung rückte, desto schärfer wurde der Ton.

Premierminister David Cameron tritt sichtlich bewegt vor die Kameras, lobt “die enorme Leidenschaft und das große Herz der getöteten Abgeordneten”. Seinen für Donnerstag geplanten Wahlkampftermin in Gibraltar sagt er ab.
Labour-Chef Jeremy Corbyn bricht mehrmals die Stimme weg, als er im Fernsehen das Engagement der aufstrebenden Politikerin lobt.

Und selbst der abgekochte Chef der europaskeptischen Ukip-Partei, Nigel Farage, schreibt, er sei “zutiefst betrübt” über den Tod der jungen Labour-Abgeordneten.