Islamischer Fundamentalismus gewinnt in Ägypten an Boden

Islamischer Fundamentalismus gewinnt in Ägypten an Boden

Der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Martin Lessenthin. Foto: IGFM

Berlin (idea) – Der islamische Fundamentalismus hat in Ägypten an Boden gewonnen. Das Attentat auf einen koptischen Gottesdienst am 11. Dezember in Kairo ist nur „die Spitze des Eisbergs“. Diese Einschätzung äußerte der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Martin Lessenthin (Frankfurt am Main), am 13. Dezember vor Journalisten in Berlin. Bei dem Selbstmordattentat in der Kirche Sankt Peter und Paul starben 24 Menschen. Von den über 40 Verletzten schweben noch viele in Lebensgefahr. Lessenthin zufolge werden Christen in Ägypten immer stärker benachteiligt. Nach Übergriffen auf Christen würden die Opfer von den Sicherheitsbehörden zu „Versöhnungstreffen“ gezwungen. Die Täter blieben in der Regel unbehelligt.

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Irak: Völkermordversuch an den Jesiden

Ferner ging Lessenthin auf die Situation im Irak ein. Dort habe es durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) einen Völkermordversuch an den Jesiden gegeben. Tausende Menschen seien systematisch getötet worden. Zudem seien viele Frauen entführt und als Sexsklavinnen missbraucht worden. Die Täter müssten dafür vor Gericht gestellt werden. Es gebe wenig Probleme, die Täter zu identifizieren. Von vielen IS-Anhängern gebe es Selbstporträts auf Mobiltelefonen und Bekenneraussagen.

IGFM: Heimat orientalischer Christen darf nicht endgültig unbewohnbar werden

Die IGFM forderte die Bundesregierung dazu auf, sich glaubwürdig für religiöse Minderheiten im Nahen Osten einzusetzen. Es bestehe die Gefahr, dass die Heimat orientalischer Christen endgültig unbewohnbar werde. Es dürfe nicht bei freundlichen Gesten und Symbolpolitik bleiben. Um die Sicherheit in der Region zu gewährleisten, müsse die Bundeswehr mit jesidischen und christlichen Gruppen sowie der kurdischen Peschmerga zusammenarbeiten. Zudem sollte Europa Wirtschaftszonen fördern, um Fluchtursachen zu beseitigen. Der IS sei das Ergebnis eines fest verwurzelten Islamismus, der neben Vorurteilen auch offenen Hass und Gewalt gegenüber Andersgläubigen fördere. Christen und andere Minderheiten hätten in ihren Heimatländern nur dann eine Perspektive, wenn dieser Fundamentalismus überwunden werden könne.

Assyrische Christen für christliche Schutzzone im Nordirak

Nach Worten des Vorsitzenden der Assyrischen Demokratischen Organisation, Sabri Alkan (Wiesbaden), haben im Nordirak rund 200.000 Christen ihre Heimat verloren. Der IS habe jedes von Christen bewohnte Haus mit dem Buchstaben N (das arabische Wort Nazarener für Christen) markiert und zum Angriff freigegeben. Auch im Bürgerkrieg in Syrien seien Minderheiten wie Christen und Jesiden massakriert und getötet worden. Die Anschlagserie auf Christen halte bis heute an. Sie bräuchten eine Sicherheitszone in der Ninive-Ebene im Nordirak, Hilfe beim Wiederaufbau ihrer Häuser sowie eine Perspektive für Bildung und Arbeit.

Ägypten: Koptische Christen werden verfolgt und diskriminiert

Laut dem Vorsitzenden der Union koptischer Menschenrechtsorganisationen, Medhat Klada (Zürich), kommt es in Ägypten vermehrt zu Angriffen auf koptische Christen durch radikale Muslime. Die vergangenen Jahre seien für Kopten von Verfolgung und Diskriminierung gekennzeichnet gewesen. Der ägyptische Präsident Abd al-Fattah as-Sisi gebiete dem islamischen Extremismus keinen Einhalt. Die Religionsfreiheit sei nicht gewährleistet.

Deutschland ist im Nahen Osten größtes Geberland

Laut dem Vorsitzenden des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Prof. Heribert Hirte, ist Deutschland im Nahen Osten das größte Geberland. Die Rechte der Christen und aller anderen Minderheiten müssten gewahrt werden. Sie könnten allerdings nur dann in ihre Heimatorte zurückkehren, wenn ihre Sicherheit gewährleistet sei. Sei dies nicht der Fall, würden viele nach Europa kommen, „und die Wiege des Christentums wird endgültig verloren sein“. Nicht sicher sei, ob beispielsweise eine Schutzzone für Christen helfen würde, so Hirte. Man müsse über Entwicklungshilfe und steuerliche Förderung von Investitionen nachdenken, um Arbeitsplätze zu schaffen und Armut zu bekämpfen.