Leipzig – Istanbul, Istanbul – Beirut und das Ganze auch wieder zurück. Was wie eine Dienstreise von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier klingt, war die Reisestrecke von Hilal El-Helwe in den letzten Tagen. Halles libanesischer Nationalspieler war auf Länderspielreise im Heimatland seiner Eltern. Seit Dienstag ist El-Helwe wieder zurück an der Saale. „Für die Nationalmannschaft zu spielen, ist ein geiles Gefühl. Und die zwei Spiele, die wir gemacht haben, waren auch gut“, berichtet der 21-Jährige.
Zwei Freundschaftsspiele standen für El-Helwe auf dem Programm. Im Camille-Chamoun-Stadion in Libanons Hauptstadt Beirut ging es letzte Woche Mittwoch gegen Jordanien und am Montag hieß der Gegner Afghanistan. „Gegen Jordanien haben wir unglücklich in der letzten Minute das 1:1 kassiert. Aber es war trotzdem gut, wenn man bedenkt, dass wir in der Weltrangliste auf Rang 149 und die auf Platz 79 stehen. Und gegen Afghanistan haben wir 2:0 gewonnen und hätten sogar noch höher gewinnen müssen.“
El-Helwe machte zwar kein Tor, stand aber zwei Mal bis kurz vor Schluss auf dem Platz. Reichlich Spielpraxis also, auf allerdings furchtbarem Geläuf. „Der Rasen war eine Katastrophe“, sagt El-Helwe. „Es war stockend und trocken und man konnte nicht wirklich gut darauf laufen. Und für die Verhältnisse haben wir es wirklich gut gemacht.“
Hoffnungsträger El-Helwe
An der Qualifikation für die WM in Russland 2018 ist der Libanon gescheitert. Nun liegt der Fokus auf der Teilnahme an der Asienmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten 2019. Hilal El-Helwe soll dabei helfen, sich erstmals sportlich für das größte Fußballturnier des Kontinents zu qualifizieren. Bei Trainer Miodrag Radulovic aus Montenegro ist der 21-Jährige auf dem Flügel fest eingeplant.
Bekanntere Spieler wie die ehemaligen Bundesligaprofis Youssef Mohamad (1. FC Köln) und Roda Antar (SC Freiburg) haben ihre Karrieren im Nationalteam mittlerweile beendet. Talenten wie Halles El-Helwe gehören im Land an der Mittelmeerküste zwischen Syrien und Israel die Zukunft. „Viele denken das ist ein kleines Land, aber wir sind gut besetzt“, sagt El-Helwe. „Die Spieler kommen von überall her, aus Deutschland, Norwegen, den Emiraten oder der Türkei. Ich hätte es am Anfang auch nicht gedacht, aber das Niveau ist sehr gut.“
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In Deutschland interessiert sicher nur die allerwenigsten, wie sich der Fußball im Libanon entwickelt. Umgekehrt sieht das schon anders aus. Das Treiben von Hilal El-Helwe wird 2.800 Kilometer von Halle entfernt ganz genau beobachtet. Und das nicht nur von seiner Verwandtschaft, die im Libanon lebt und ihn bei seinem Kurztrip in Beirut besuchte. „Die Leute verfolgen schon meinen Werdegang. Da werden auch Videos veröffentlicht“, sagt El-Helwe. „Aber insgesamt kennen sich die Menschen mit dem Fußball in Deutschland aus, egal ob das die erste, zweite, oder dritte Liga ist.“
Fokus Münster
Für Hilal El-Helwe ist es aktuell die dritthöchste Spielklasse in Deutschland. Und darauf liegt bis zur nächsten Länderspielpause Anfang Oktober nun wieder der Fokus. Am Mittwoch kehrte der gebürtige Hannoveraner nach einem Tag Ruhepause ins Training des HFC zurück. „Ich wurde sehr gut von den Jungs und vom Trainer empfangen. Es macht Spaß, wieder hier zu sein“, sagt El-Helwe.
Dass Trainer Rico Schmitt am Mittwoch die Übungseinheit mit Blick auf das Heimspiel gegen Münster am Freitagabend (18:30 Uhr) etwas entspannter gestaltete, kam El-Helwe gelegen. „Für mich war das sehr wichtig. Am Montag war erst das Spiel gegen Afghanistan. Da war das genau richtig, um wieder reinzukommen.“ Hilal El-Helwe ist für Münster eine Option. Ob Schmitt seinen derzeit einzigen Nationalspieler auch einsetzt, wird man nicht nur in Halle genau verfolgen. (mz)