Außenminister Steinmeier in Libanon: Unterstützung für den größten Helfer
Kein Land der Welt hilft im Verhältnis zur eigenen Bevölkerung so vielen Flüchtlingen wie Libanon. Mehr als 1,5 Millionen Menschen aus Syrien haben in dem kleinen Land Zuflucht vor Krieg und Terror gefunden. Außenminister Steinmeier ist am Donnerstag (01.12.) nach Beirut gereist, um zu zeigen: Deutschland steht Libanon als Partner fest zur Seite. Vor Ort machte sich Steinmeier ein Bild über die Lage der Menschen aus Syrien.
„Die Haltung Libanons gegenüber den vielen Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien fliehen müssen, verdient größte Anerkennung”, sagte Außenminister Steinmeier vor seinem Abflug nach Beirut. Die 4,8 Millionen Libanesen haben bisher rund 1,5 Millionen Menschen aufgenommen, die aus Syrien fliehen mussten. “Die Libanesen teilen großzügig ihr Leben mit den syrischen Nachbarn, die vor Krieg und Gewalt zu ihnen geflohen sind”, so Steinmeier. Das Land steht bei der Versorgung der Menschen vor einer Mammutaufgabe.
Deutschland hilft als größter Geber
Steinmeier begann seinen Besuch nahe der Stadt Zahlé in der Bekaa-Hochebene. Mehr als 600 aus Syrien geflohene Menschen haben sich hier auf dem lehmigen Boden Hütten und Zelte aufgebaut. In den Verschlägen aus Holz, Wellblech und Isolierfolie sprach Steinmeier mit den Familien, die dort teilweise seit Jahren leben. Mit Tagelöhner-Arbeiten müssen die Menschen hier versuchen, ihre Familien über Wasser zu halten. 70 Prozent der Geflüchteten leben unterhalb der Armutsgrenze, nur die Hälfte der Kinder kann eine Schule besuchen. Überleben können Flüchtlinge nur dank der Hilfslieferungen der Vereinten Nationen.
Deutschland engagiert sich seit Jahren intensiv, um Libanon zu unterstützen. Als größter Geber arbeitet Deutschland dabei eng mit den verschiedenen Hilfsprogrammen zusammen. Vor Ort besprach Steinmeier mit Vertretern von UNHCR, UNICEF und des Welternährungsprogramms, wie die Hilfe noch besser koordiniert werden kann. Seit 2012 hat Deutschland insgesamt 689 Millionen Euro bereitgestellt. Die Schwerpunkte der deutschen Hilfe sind Nahrungsmittel, Bildung, Wasser und Gesundheit.
Flüchtlingskindern Bildung ermöglichen
In einer öffentlichen Schule, in der libanesische und syrische Kinder unterrichtet werden, traf Steinmeier mit Lehrern und Schülern zusammen. Nur mit Bildung und Ausbildung können die hunderttausenden geflüchteten Kinder und Jugendlichen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Deutschland hat darum in diesem Jahr 42 Millionen Euro für ein Programm zur Verfügung gestellt, mit dem UNICEF mehr syrischen Kindern den Schulbesuch im Libanon ermöglicht. In Zukunft wird sich Deutschland im Bildungssektor noch stärker engagieren.
Anker der Stabilität
Steinmeier sagte bei seinem Besuch weitere 10 Millionen Euro Unterstützung zu. Der libanesische Außenminister Gebran Bassil bedankte sich im Namen seines Landes für die Hilfe aus Deutschland. Bassil und Steinmeier vereinbarten, weiter aufs engste in der Flüchtlingsfrage zusammenzuarbeiten. Deutschland und Libanon verbindet noch viel mehr als nur das Engagement für aus Syrien geflüchtete Menschen. Mit dem neuen Staatspräsidenten Michel Aoun, dem amtierenden und dem designierten Ministerpräsidenten sprach Steinmeier über die wichtige Partnerschaft der beiden Länder. “Wir haben jedes Interesse daran, dass der Libanon ein Anker der Stabilität in dieser unruhigen Region bleibt”, so Steinmeier. Zweieinhalb Jahre steckte das Land in einer innenpolitischen Krise, das Präsidentenamt blieb unbesetzt. Vor einem Monat wurde nun Michel Aoun als Präsident ins Amt gewählt. Damit gibt es wieder eine Grundlage für eine stabile Zukunft des Landes. “Ich hoffe, dass es jetzt schnell gelingt, eine neue Regierung zusammenzustellen”, sagte Steinmeier.