Wie die Bibel berichtet, wurden die Zedernstämme für den Bau des Salomonischen Tempels vom Libanon über Jaffa nach Jerusalem gebracht. Auch wenn die biblischen Texte wohl viel jünger als die Zeit Salomos sind, zeigen neue Ausgrabungen in Jaffa, dass libanesische Zedern sogar schon in der späten Bronzezeit (1550-1200 v.Chr.) zum Bau einer ägyptischen Festung verwendet wurden.
Die Grabungskampagne, geleitet von Martin Peilstöcker (Mainz) und Aaron A. Burke (Los Angeles), konzentrierte sich auf die Untersuchung der stark verbrannten Überreste im Torkomplex einer ägyptischen Festung in Jaffa. Dieser Torbau aus dem 14. Jahrhundert v.Chr. ist die einzige bislang in Israel ausgegrabene ägyptische Toranlage. Unter anderem wurde hier ein Skarabäus von Amenophis III. (ca. 1388-1351 v.Chr.) im wahrscheinlich zusammengestürzten zweiten Stockwerk, dem Verwaltungssitz der Festung, gefunden.
2013 wurde der Tordurchgang vollständig freigelegt. Unter den Funden waren mehrere Pfeilspitzen, eine Speerspitze, ein Bleigewicht, dekorative Einlegearbeiten aus Elfenbein, Tausende von Samenkörnern, einige einzigartige Keramikgefäße, die Geweihe von mindestens vier Hirschen sowie fast zwei Dutzend verkohlte Zedernbalken. Die Pfeilspitzen und die Speerspitze rühren von der Eroberung der Festung her.
Die Geweihe, die nur an einer Seite des Tordurchgangs angebracht waren, vermitteln einen lebhaften Eindruck des ehemaligen Tordurchgangs. Das Tor war wohl kein reiner Zweckbau, wie das üblicherweise angenommen wird. Vielmehr hängten ägyptische Soldaten diese Geweihe hier als Jagdtrophäen auf. Die jetzt freigelegte Toranlage gehört zur ältesten bisher bekannten ägyptischen Festung in Kanaan. Die Ausgrabungen haben gezeigt, dass hier übereinander eine ganze Reihe von Toren bestanden, die die ägyptische Militärpräsenz verdeutlichen können.
Für das zweite Stockwerk des mächtigen Torbaus wurden libanesische Zedern verwendet. Die Balken sind die ältesten und größten bisher entdeckten Zedernstämme aus Israel. Sie liefern nicht nur wichtige chronologische Daten für die Datierung, sondern bieten auch ein besseres Verständnis zur Erfassung der Umwelt und des Klimas in der Spätbronzezeit.
Tausenden von Samen, die unter den Trümmern des Torbaus gefunden wurden, ermöglichen umfangreiche Radiokarbon-Tests. Zu den auf dem Boden des Tores geborgenen Samen gehören Gerste, Oliven- und Weintraubenkerne sowie Kichererbsen, die schwarz verkohlt, aber dennoch mit bloßem Auge erkennbar sind. Diese Funde waren in diesem Zusammenhang unerwartet, da sich in monumentaler Architektur meist keine brauchbaren Hinweise auf die Konsumgewohnheiten der Bewohner einer Siedlung befinden. Ägyptische Torkomplexe waren demnach nicht ausschließlich Verteidigungsanlagen, sondern dienten auch als Wohnraum für Verwaltungsbeamte, als Lagerräume und für andere Zwecke
Quelle https://www.wissenschaft.de/