Vertreter des Vatikan sowie der Deutschen Bischofskonferenz haben am Samstag an den Völkermord an den Armeniern erinnert. Kurienkardinal Leonardo
Vatikanstadt/Bonn – Vertreter des Vatikan sowie der Deutschen Bischofskonferenz haben am Samstag an den Völkermord an den Armeniern erinnert. Kurienkardinal Leonardo Sandri sprach anlässlich des 106. Jahrestags im Päpstlichen Armenischen Kolleg in Rom von einem „Schandfleck in der Geschichte der Menschheit“. Laut dem Portal „Vatican News“ war bei dem Gottesdienst auch der Botschafter Armeniens beim Heiligen Stuhl zugegen.
Das Leid des armenischen Volkes sei „systematisch geplant“ gewesen, sagte der Präfekt der Ostkirchen-Kongregation in seiner Predigt. Dennoch hätten die Armenier den „Schatz des Glaubens“ nicht verloren. Der Völkermord von damals „zwingt uns jeden Tag, uns mit der Frage des Bösen in der Menschheitsgeschichte“ auseinanderzusetzen, so Sandri.
Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Magdeburgs Bischof Gerhard Feige, erklärte: „Auch wenn mehr als 100 Jahre vergangen sind: Die Gewalttaten, die wir als den ersten Völkermord im 20. Jahrhundert erinnern, machen mich heute noch sprachlos.“ Das Leid, das die Deportation von bis zu anderthalb Millionen Armeniern, Syrern, Assyrern und Pontosgriechen aus ihren Heimatgebieten in der heutigen Türkei bedeutete, sei „unfassbar“, so der Bischof in einem auf Facebook und Twitter veröffentlichten Video. „Mit Scham erfüllt die deutschen Bischöfe, dass die Regierung des Deutschen Reiches aus Machtkalkül zu diesen Ereignissen geschwiegen hat.“
Feige erinnerte an den Besuch von Papst Franziskus in Armenien 2016, bei dem dieser die Hoffnung geäußert habe, dass alle Menschen, besonders auch die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, aus der österlichen Botschaft die Kraft beziehen, Hass zu überwinden und nach Frieden und Zusammenarbeit der Völker zu suchen. „Möge die ehrliche Aufarbeitung der schrecklichen Verbrechen von damals Wege in eine versöhnte Zukunft eröffnen“, sagte Feige.
Am 24. April 1915 begann im Osmanischen Reich die systematische Verhaftung, Vertreibung und Ermordung der christlichen Armenier. Durch die Maßnahmen der Regierung der sogenannten Jungtürken kamen laut Schätzungen bis Ende des Ersten Weltkriegs bis zu 1,5 Millionen Menschen ums Leben. Die Türkei lehnt es bis heute ab, das damalige Geschehen als Völkermord anzuerkennen