Am Donnerstag ist es soweit: Papst Franziskus lädt Kirchenvertreter aus dem Libanon zu einem ökumenischen Gebetstag in den Vatikan ein.
„Vor 30 Jahren war die Situation dramatisch (…), aber es scheint uns im Rückblick wie Berichte aus der heutigen Zeit. Alle Bestandteile der christlichen Gemeinschaft suchen nach Lösungen, bedenken die Lage und beten: Etwa in Person der Führer der jeweiligen örtlichen Kirchen und Kirchengemeinden, die nun nach Rom kommen. Sie kommen nicht allein, sondern sie bringen auch den Schrei eines Volks mit, der sie sicherlich im Gebet begleiten wird“, betonte Kardinal Sandri.
„Sie kommen nicht allein, sondern sie bringen auch den Schrei eines Volks mit, der sie sicherlich im Gebet begleiten wird“
Bischof Brian Farrell, Sekretär des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, verwies auf die Vielfalt der verschiedenen Kirchen im Libanon, deren Zusammenarbeit im Alltag in der Geschichte des Landes nicht immer „ohne Konflikte und sogar von Verfolgungen“ geprägt gewesen sei. Der gemeinsame Tag des Gebets und der Beratungen über die Lage im Libanon am 1. Juli ist laut Bischof Farrell von großer Bedeutung:
„Dieses Treffen der höchsten Kirchenvertreter – Orthodoxer, Katholiken und Protestanten aus dem Libanon – wird sicherlich ein Moment intensiver Gemeinschaft sein. Es geht darum, die gemeinsame große Herausforderung anzugehen, jegliche parteiische Sichtweise zu überwinden um das Gemeinwohl zu stärken und die spezifische Berufung des Libanon im vielfältigen religiösen und sozialen Rahmen des Nahen Ostens zu bewahren.“
„Gemeinwohl stärken und die spezifische Berufung des Libanon im vielfältigen religiösen und sozialen Rahmen des Nahen Ostens bewahren“
Motto und Programm
Der Gebetstag für den Libanon am Donnerstag steht in Anlehnung an das biblische Buch Jeremia (Kapitel 29) unter dem Motto: „Der Herr hat Gedanken des Friedens. Gemeinsam für den Libanon“. Los geht es am 1. Juli mit einem Grußwort des Papstes in seiner Hauskapelle in Santa Marta, es folgt ein Gebetsmoment im Petersdom, anschließend gibt es drei Beratungssitzungen und schließlich um 18 Uhr ein gemeinsames ökumenische Friedensgebet zum Abschluss des Treffens.
„Ein Jahr nach der schrecklichen Explosion im Hafen von Beirut, als dunkle Wolken den Himmel verdüsterten und ihn mit Tränen füllten, wollen wir wieder die Sonne sehen, gemeinsam mit unseren Brüdern und Schwestern im Libanon“, so Kardinal Sandri.
Die Pandemie-Maßnahmen werden in Teilen auch das Friedensgebet prägen. So ist anstelle des Friedensgrußes geplant, dass einige Jugendliche den Führern der verschiedenen Religionen ein Friedenslicht überreichen als Symbol für „die Hoffnung auf Frieden, die die jungen Generationen tragen, und dafür, dass sie um Hilfe bitten, damit diese nicht durch die bestehende Not erstickt wird“, erläuterte Kardinal Sandri dazu.
Wer kommt
Zum ökumenischen Gebetstag am 1. Juli werden zehn Vertreter der christlichen Gemeinschaften des Libanon in Rom erwartet. Von katholischer Seite ist zunächst der Päpstliche Nuntius im Libanon, Erzbischof Joseph Spiteri, als Moderator des runden Tischs dabei. Erwartet werden weiter der Patriarch der melkitischen griechisch-katholischen Kirche, Joseph Absi, der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Boutros Raï, Ignatius Joseph III. Younan als Vertreter des syrisch-katholischen Patriarchats von Antiochien, für die Chaldäer Bischof Michel Kassarj sowie der Apostolische Vikar von Beirut, Bischof César Essayan. Da ein Nachfolger des verstorbenen Patriarchen der Armenisch-Katholischen Kirche, Krikor Bedros XX. Ghabroyan, noch aussteht, sei noch unklar, wer für diese Kirche teilnehme, erklärte Kardinal Sandri. Von nicht-katholischer Seite werden laut Vatikan Vertreter des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochien, der Armenisch-Apostolischen Kirche, der Syrisch-Orthodoxen Kirche und des Rates der Evangelischen Gemeinschaften in Syrien und im Libanon erwartet.
(vatican news – sst)