Der Interkulturelle Garten soll Menschen unterschiedlicher Herkunft verbinden, durch gemeinsames Gärtnern. Jeder darf den Garten auch zum Sonnen und Genießen nutzen. Wir waren vor Ort und haben geschaut, wie die Gärtnerinnen miteinander klar kommen.
Der Interkulturelle Garten liegt ein bisschen versteckt in einer Schrebergarten-Siedlung hinter den 24 Hallen in Friedberg, an dem Flüsschen Usa. Ein grün-weißes Schild an dem verwitterten Holztörchen verrät: Hier ist der „Interkulturelle Garten Friedberg“. Aktuell gärtnern vier Frauen, drei haben einen Migrationshintergrund. Für Projektleiter Dittrich sind sie „eine nette, liebenswerte Truppe.“ Verwaltungsanstellte Demirkol ist noch grün hinter den Ohren, was das Gärtnern angeht. Mitgärtnerin Gulpaze Albayrak gibt ihr Tipps, zum Beispiel, an welcher Stelle ihres Beets, die marokkanische Minze am besten gedeiht. Im Gegenzug übersetzt Demirkol vom Deutschen ins Türkische, wenn die 69-Jährige etwas nicht versteht.
„Wir wollen die Menschen zusammenbringen“
Der „Interkulturelle Garten Friedberg” ist eines der „DRIN-Projekte“, die durch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Diakonie Hessen finanziell unterstützt werden. Wolfgang Dittrich vom evangelischen Dekanat Wetterau leitet das Projekt. Ein Ziel ist, dass Nachbarschaft entsteht. Denn das Projekt sei vor allem für Bewohner der Friedberger Altstadt gedacht, die gelte als Brennpunkt, so Dittrich. „Wir wollen die Menschen zusammenbringen“, betont er. Der längliche Garten soll erst ein Anfang sein. Projektleiter Dittrich hofft auf eine große Ackerfläche, die 20 bis 25 Garten-Parzellen für Gärtnerinnen und Gärtner bieten kann.
Jeden Tag ab 8 Uhr im Garten
Gulpaze Albayrak läuft stolz durch den 400 Quadratmeter großen Garten. Täglich ab 8 Uhr beginnt Albayrak zu graben, säen und zu gießen. Zu Hause sitzen, sei nichts für sie, da gehe sie lieber in den Garten. Sie genießt es ihre drei Beete zu bepflanzen. Immer wieder bleibt sie stehen und zeigt stolz auf ihre Kräuter und das Gemüse. Die 69-Jährige blüht durch das Projekt auf. Ihr herzliches, lautes Lachen steckt an. Bei der Rentnerin wachsen unter anderem Paprika, Tomaten, Zwiebeln, Buschbohnen und türkischer Knoblauch, aus ihrer Heimat Anatolien. Albayrak hält sich nicht immer an die Regeln. Sie hat zum Beispiel Rhabarber außerhalb der Beete angepflanzt und Zwiebeln in das Beet von Fatma Demirkol gesetzt. Aber sie nimmt das Guerilla Gärtnern mit Humor. Dieses Projekt lehre sie Toleranz und „Frau Albayrak muss man einfach lieb haben“, betont sie und lacht die ambitionierte Gärtnerin an.