Alles, was Flüchtlinge aus dem arabischen Raum gerne essen, bringt „Abuali“ aus Offingen ihnen nach Hause.Von Cordula Homann
Bis oben hin voll mit verschiedenen exotischen Lebensmitteln ist der dunkelrote Transporter von „Abuali“. So nennen die Syrer den fahrenden Händler, der ihnen ein Mal pro Woche bringt, was sie sonst kaum bekommen: Falafel, grüne Okra, gefüllte Auberginen, getrockneten Molokhia, Kichererbsen, verschiedene Bohnen und Oliven.
Der 44-Jährige wohnt in Offingen. Vor 15 Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland, sie landeten in Leipheim. „Damals waren wir die Einzigen aus dem arabischen Raum“, erinnert sich Amro Naser. Es gab weder arabische Lebensmittel noch Deutschkurse. Um an besonderes Essen zu kommen, sei er ein- bis zweimal im Monat nach Stuttgart oder sogar bis nach Hannover, später nach Augsburg oder Ulm gefahren.
Dann kamen im vergangenen Jahr plötzlich ganz viele Menschen aus Syrien und den Nachbarstaaten nach Deutschland und Naser wusste, was sie vermissen. Also meldete er im Dezember vergangenen Jahres ein Gewerbe an und packte seinen Bus. Mit arabischer Naturseife, Sesamsirup, Mate-Tee, süßen Sesamkeksen, Baklava, verschiedenen Datteln, syrischem und arabischem Kaffee oder mit Zuckerpaste. An der Tür seines Busses hängen Tüten mit verschiedenen Gewürzen wie Kardamom, Chili und Hefe. Auch Maggi-Würfel oder Margarine stehen im Regal. Das gibt es zwar auch im deutschen Supermarkt, aber die Lebensmittel müssten „halal“, also schweinefrei sein.
Bei einem Feiertag kommt alles durcheinander
So wie Nasers Produkte, die aus Libyen, Syrien, und, seit dort Krieg herrscht, auch aus Jordanien exportiert und ihm von einem Händler in Nürnberg zugeschickt werden. Von Montag bis Samstag fährt der 44-Jährige seine Waren aus. Von Donauwörth bis Heidenheim, über Dillingen, Gundelfingen, Burgau und Thannhausen. Die Zeit ist knapp, sagt er. Morgens seien seine Käufer in der Schule oder in der Arbeit und nach 20 Uhr darf er aus rechtlichen Gründen auch nichts mehr verkaufen. Da hat ihn schon mal die Polizei gestoppt. Wenn dann noch ein Feiertag ist wie am kommenden Montag, kommt alles durcheinander.
Die Menschen, vor allem Stammkunden, kennen „Abuali“, wie sie ihn nennen, gut. Auf dem Beifahrersitz liegt eine Tüte. „Die hat mir eine Frau in Holzheim mitgegeben. Soll ich ihrer Schwiegermutter in Thannhausen bringen. Die Post bin ich also auch. Das mache ich umsonst“, sagt der 44-Jährige und lacht. Die Leute würden ihm viel zu viel vertrauen und so viel erzählen. Vor allem ihre Probleme. Naser weiß, dass es viele Missverständnisse zwischen den Kulturen gibt. „In Deutschland kann man jede Religion haben, alle sind frei. Aber man darf darüber keine Witze machen“, sagt er den Flüchtlingen. Er weiß, dass die Mülltrennung, für Deutsche selbstverständlich, für andere nicht leicht zu durchschauen ist.
Er hat jungen Asylbewerbern schon mal den Kopf gewaschen
Bei einer Asylbewerberunterkunft hat er mal einen älteren Deutschen gesehen, der Reifen für Fahrräder gebracht hat, um sie zu richten. „Der alte Mann hat das ehrenamtlich gemacht. Geholfen haben ihm die jungen Asylbewerber aber nicht, weil sie dachten, die Stadt habe den Mann geschickt und dafür bezahlt“, erzählt Naser. Da habe er den jungen Männern mal eben den Kopf gewaschen. „Ihr müsstet dem die Hände küssen vor Dankbarkeit“, hat der fahrende Händler den jungen Männern gesagt. Er empfehle den Flüchtlingen, sie sollten das deutsche Gesetz achten, die Freiheit und Ruhe genießen und ihre Chancen nützen, die ihnen Deutschkurse und andere Programme ermöglichen, die er nicht hatte.
Deutsch hat er zwar inzwischen auch ohne gelernt, doch seine drei Enkel könnten die Sprache inzwischen viel besser. „Ich rede jetzt ja nur noch arabisch und verlerne alles“, sagt der Libanese und grinst. Die nächste Geschäftsidee hat er auch schon: Nachdem immer mehr anerkannte Flüchtlinge inzwischen ihren Führerschein machen, will er in Dillingen einen Falafel-Imbiss eröffnen. Schließlich könnten die Kunden dann zu ihm kommen. Busfahren will er aber weiterhin