Im größten palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon sind Kämpfe zwischen gemäßigten und islamistischen Palästinensern ausgebrochen, bei denen acht Menschen getötet wurden. Unter den acht Todesopfern im Lager Ain al-Hilweh seien fünf Zivilisten, hieß es am Montag von Seiten der Rettungskräfte. Von den rund 40 Verletzten befänden sich drei in einem ernsten Zustand, darunter ein vierjähriger Junge.
Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, der sich am Rande des Flüchtlingslagers in der südlibanesischen Stadt Sidon aufhielt, gab es nach heftigen nächtlichen Kämpfen am Montag noch sporadisch Gefechte und Schüsse. Die Kämpfe hatten bereits am Freitag begonnen.
Hintergrund ist nach Angaben einer Quelle in der Palästinenserorganisation Fatah eine Auseinandersetzung um einen neuen Sicherheitsplan für das Camp, den die wichtigsten Palästinenserorganisationen in Ain al-Hilweh gebilligt haben. Extremistische Islamistengruppen im Lager lehnen den Angaben zufolge den Sicherheitsplan ab und hätten daher die Befürworter gewaltsam angegriffen.
Wegen der Gefechte ist auch die Lage in der Stadt Sidon angespannt. Das libanesische Bildungsministerium verfügte am Montag vorsichtshalber, dass alle staatlichen und privaten Schulen in und um Sidon vorerst geschlossen bleiben. Das Gesundheitsministerium kündige an, die Patienten im staatlichen Krankenhaus von Sidon, das sich in der Nähe des Palästinenserlagers befindet, in andere Krankenhäuser zu verlegen.
Die libanesische Armee verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen am Eingang des Lagers und sperrte die Schnellstraße, die an Ain al-Hilweh entlangführt. Nachdem bei den Kämpfen im Camp auch mehrere Trinkwasserreservoirs zerstört worden waren, verteilten palästinensische Hilfsorganisationen Wasser und Brot an die am stärksten betroffenen Einwohner.
In Ain al-Hilweh leben 61.000 Palästinenser. Etwa 6000 von ihnen waren aus dem Bürgerkriegsland Syrien geflohen. Zwischen den in dem Lager vertretenen Organisationen und Gruppen brechen immer wieder Kämpfe aus. Gemäß einer vor einem halben Jahrhundert geschlossenen Übereinkunft greift die libanesische Armee bei Konflikten in den Palästinenserlagern nicht ein. Für die Sicherheit ist ein gemeinsames Komitee der wichtigsten Palästinenserorganisationen verantwortlich.