“Wir dürfen nicht mehr hassen”

  1. einer kalten Nacht im Januar zerspringt ein Fenster in Amin Ballouz‘ Haus in der brandenburgischen Uckermark. Als sich der gebürtige Libanese nach ein paar Minuten vor die Tür traut, findet er im Schnee einen Stein. Darauf ist ein Hakenkreuz gemalt. Der unbekannte Werfer ist verschwunden.

 

“Als ich den Stein gesehen habe, war ich erschrocken”, sagt Ballouz. Er verständigt die Polizei. Von den Beamten ist Ballouz rückblickend enttäuscht, sie hätten den Vorfall als Bagatelle abgetan, als handele es sich um einen Einzelfall. Aber für ihn ist klar: Das ist kein Einzelfall mehr.

 

Schon vor zwei Jahren haben zwei Jungs einen Hund auf ihn gehetzt, erzählt er. “Da wurde mir gesagt, die Jungs hätten einfach nur Langeweile gehabt”, sagt Ballouz. Aber: Aus Langeweile hätten die das nicht gemacht, ist er sich sicher.

 

Ballouz‘ Geschichte gibt den Statistiken über Brandenburg ein Gesicht. Schon im Jahr 2015 war die Zahl rechtsextremer Gewalttaten so hoch, wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Im letzten Jahr ist sie noch einmal um 20 Prozent angestiegen.

 

Die Zahl der gewaltorientierten Rechtsextremisten in Deutschland wachse, warnte auch der Berliner “Tagesspiegel” im Januar unter Berufung auf Sicherheitskreise.

 

Ballouz kam vor vierzig Jahren aus dem Libanon nach Deutschland, seit zehn Jahren lebt er in Brandenburg und unterhält in den Orten Schwedt und Pinnow jeweils eine Praxis. Er sei hier gut aufgenommen worden, sagt er.

 

Aber es gebe eben auch die andere Seite, den Hass. Und der werde immer mehr. Im Gespräch erzählt er, dass Ausländer auf der Straße angepöbelt werden. Einige haben ihm erzählt, dass manchmal Autos erst kurz vor ihnen abbremsen würden.

 

Und da ist die Geschichte von einem Flüchtling, den er behandelt. Der habe ihm erzählt, dass er im örtlichen Fitnessstudio nicht trainieren könne. Als Ballouz dort nachfragte, habe ihm einer der Mitarbeiter offen gesagt: Wir wollen hier keine Flüchtlinge.

 

Das ist die Lage in Brandenburg 2017, wie sie Ballouz schildert. Früher habe er gedacht, das seien nur ein paar Typen, die Mehrheit würde ausländische Mitbürger unterstützen. Aber aus einer kleinen Gruppe von aggressiven Menschen würde eine größere werden. Die Statistiken belegen seine Beobachtung.

 

Die ältere Generation nennt Ballouz “einmalig.

Einschüchtern lassen will sich der Landarzt nicht. Das liegt auch an der Reaktion seiner Mitmenschen, vor allem aus der älteren Generation. Darunter seien viele, die aus Ostpreußen oder Schlesien hergekommen seien. “Viele hier haben ein ähnliches Schicksal wie die Flüchtlinge.”

 

Die ältere Generation nennt er “einmalig”. Nach dem Steinwurf auf sein Haus habe er viel Unterstützung bekommen. “Meine Nachbarn haben für mich gekocht, gewaschen, gebügelt. Sie haben gesagt, ich kann sie jederzeit anrufen”, erzählt Ballouz. Auch viele Briefe hätten ihn erreicht, von Menschen, die ihm ihre Hilfe angeboten hätten.

 

Für die Politik hat Ballouz eine deutliche Botschaft: Man müsse jetzt etwas tun. “Dieser Hass muss weg. Wir dürfen nicht mehr hassen. Deutschland hat in der Vergangenheit genug gehasst”, sagt er.

 

In einer kalten Nacht im Januar zerspringt ein Fenster in Amin Ballouz‘ Haus in der brandenburgischen Uckermark. Als sich der gebürtige Libanese nach ein paar Minuten vor die Tür traut, findet er im Schnee einen Stein. Darauf ist ein Hakenkreuz gemalt. Der unbekannte Werfer ist verschwunden.

 

“Als ich den Stein gesehen habe, war ich erschrocken”, sagt Ballouz. Er verständigt die Polizei. Von den Beamten ist Ballouz rückblickend enttäuscht, sie hätten den Vorfall als Bagatelle abgetan, als handele es sich um einen Einzelfall. Aber für ihn ist klar: Das ist kein Einzelfall mehr.

 

Schon vor zwei Jahren haben zwei Jungs einen Hund auf ihn gehetzt, erzählt er. “Da wurde mir gesagt, die Jungs hätten einfach nur Langeweile gehabt”, sagt Ballouz. Aber: Aus Langeweile hätten die das nicht gemacht, ist er sich sicher.

 

Ballouz‘ Geschichte gibt den Statistiken über Brandenburg ein Gesicht. Schon im Jahr 2015 war die Zahl rechtsextremer Gewalttaten so hoch, wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Im letzten Jahr ist sie noch einmal um 20 Prozent angestiegen.

 

Die Zahl der gewaltorientierten Rechtsextremisten in Deutschland wachse, warnte auch der Berliner “Tagesspiegel” im Januar unter Berufung auf Sicherheitskreise.

 

Ballouz kam vor vierzig Jahren aus dem Libanon nach Deutschland, seit zehn Jahren lebt er in Brandenburg und unterhält in den Orten Schwedt und Pinnow jeweils eine Praxis. Er sei hier gut aufgenommen worden, sagt er.

 

Aber es gebe eben auch die andere Seite, den Hass. Und der werde immer mehr. Im Gespräch erzählt er, dass Ausländer auf der Straße angepöbelt werden. Einige haben ihm erzählt, dass manchmal Autos erst kurz vor ihnen abbremsen würden.

 

Und da ist die Geschichte von einem Flüchtling, den er behandelt. Der habe ihm erzählt, dass er im örtlichen Fitnessstudio nicht trainieren könne. Als Ballouz dort nachfragte, habe ihm einer der Mitarbeiter offen gesagt: Wir wollen hier keine Flüchtlinge.

 

Das ist die Lage in Brandenburg 2017, wie sie Ballouz schildert. Früher habe er gedacht, das seien nur ein paar Typen, die Mehrheit würde ausländische Mitbürger unterstützen. Aber aus einer kleinen Gruppe von aggressiven Menschen würde eine größere werden. Die Statistiken belegen seine Beobachtung.

 

Die ältere Generation nennt Ballouz “einmalig”

 

Einschüchtern lassen will sich der Landarzt nicht. Das liegt auch an der Reaktion seiner Mitmenschen, vor allem aus der älteren Generation. Darunter seien viele, die aus Ostpreußen oder Schlesien hergekommen seien. “Viele hier haben ein ähnliches Schicksal wie die Flüchtlinge.”

 

Die ältere Generation nennt er “einmalig”. Nach dem Steinwurf auf sein Haus habe er viel Unterstützung bekommen. “Meine Nachbarn haben für mich gekocht, gewaschen, gebügelt. Sie haben gesagt, ich kann sie jederzeit anrufen”, erzählt Ballouz. Auch viele Briefe hätten ihn erreicht, von Menschen, die ihm ihre Hilfe angeboten hätten.

 

Für die Politik hat Ballouz eine deutliche Botschaft: Man müsse jetzt etwas tun. “Dieser Hass muss weg. Wir dürfen nicht mehr hassen. Deutschland hat in der Vergangenheit genug gehasst”,

 

Er spricht sich für mehr Aufklärungsarbeit in den Schulen aus. Und für Veranstaltungen, bei denen Menschen zusammenkommen und sich kennenlernen können. Letzteres könnte helfen, Vorurteile gegenüber Flüchtlingen abzubauen. In der Sozialpsychologie wird der Mechanismus als Kontakthypothese bezeichnet – und sein Erfolg in Studien belegt.

 

Ballouz hat auch eine Zeit lang in London gelebt. Da sei es ganz normal gewesen, wenn jemand auf der Straße einen Turban getragen habe. Das wünscht er sich auch für Deutschland: mehr Toleranz und eine kosmopolitische Gesellschaft.

 

Nach allem, was er erlebt hat, ist sich Ballouz jetzt aber sicher: Es gibt eine enorme Hassentwicklung. Um die zu stoppen, müssten Politik und Gesellschaft laut werden – und dagegen vorgehen.