Beirut (Fides) – Während im Libanon die Bildung einer neuen Regierung unter Leitung des Sunniten Saad Hariri bevorsteht, setzt der neue gewählte Präsident Michel Aoun nach dem Treffen mit dem maronitischen Patriarchen, Kardinal Boutros Bechara Rai, seine Gespräche mit Vertretern der verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften fort. Dabei stehen vor allem die derzeitige Lage und die schrittweise Überwindung der seit mehreren Jahren herrschenden politischen Lähmung im Mittelpunkt.
Gestern empfing Aoun die griechisch-melchitische Delegation unter Leitung des Patriarchen III. Laham und die syrisch-katholische Delegation unter Leitung des Patriarchen Ignace Youssif III. Younan. Bereits am vergangenen 10. November hatte eine syrisch-orthodoxe Delegation unter Leitung des Patriarchen Ignatius Aphrem II. ihren Höflichkeitsbesuch abgestattet, die den Präsidenten um neue Initiativen für die beiden entführten Bischöfe von Aleppo – den syrisch-orthodoxen Gregorios Yohanna Ibrahim und den griechisch-orthodoxen Boulos Yazigi bat – die im April 2013 in einem von Rebellen gehaltenen Teil Syriens verschleppt wurden.
Bereits im vergangenen Januar (vgl. Fides 22/1/2016), hatten sich die Patriarchen der beiden syrisch-antiochischen Kirchen – der syrisch-orthodoxe Ignatius Aphrem II. und der syrisch-katholische Ignace Youssif III. Younan in dessen Eigenschaft als Vorsitzender der Patriotischen Freiheitsbewegung mit Aoun getroffen. Damals fanden Bereitungen zwischen den Kirchenvertretern und den Vertretern der libanesischen Parteien im Hinblick auf einen Sitz für jeweils einen Vertreter der syrisch-orthodoxen und syrisch-katholischen Glaubensgemeinschaft im libanesischen Parlament statt.
Das “Quoten-System” für christliche Minderheiten im Parlament gibt es verschiedenen arabischen Ländern mit muslimischer Mehrheit, darunter auch Ägypten, Irak und Jordanien. Das komplexe institutionelle System im Libanon sieht vor, dass das Amt des Präsidenten mit einem maronitischen Christen besetzt wird. Die Vereinbarungen von Ta'if, mit denen 1989 der libanesische Bürgerkrieg beendet wurde, legten eine gleiche Anzahl von Sitzen für christliche und muslimische Abgeordnete fest.
Zu den gefährlichsten Ländern für Journalisten zählen die meisten Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas: etwa Ägypten, der Irak oder Syrien. Ein Land ist aber ein Beispiel dafür, dass es in Sachen Pressefreiheit auch anders gehen kann – der Libanon. Von Björn Blaschke, ARD-Studio Kairo, […]
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