Heikler Grenzschutz im Libanon

ist eine schwierige Situation, in die der Libanon durch den blutigen Konflikt im Nachbarland Syrien gestürzt wurde. Mehr als 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge leben in dem Land, das selbst nur 4,5 Millionen Einwohner hat. Der Krieg in Syrien hat auch Auswirkungen auf die libanesische Innenpolitik und bedroht das Gleichgewicht zwischen den Volksgruppen: Denn die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah kämpft aufseiten des syrischen Regimes – zum Unmut vieler sunnitscher Libanesen, die mit den syrischen Rebellen sympathisieren. Zuletzt mehrten sich zudem Meldungen über bewaffnete Gruppen, die von Syrien aus in den Libanon einzudringen versuchen. So berichtete etwa die Nachrichtenagentur Reuters von Gefechten zwischen Jihadisten und der libanesischen Armee nahe der Stadt Arsal im Nordosten des Landes.

Über Bedrohungen wie diese beriet auch soeben eine Delegation der verschiedenen libanesischen Sicherheitskräfte im Hauptquartier des Internationalen Zentrums für Migrationsfragen (ICMPD) in Wien. Der Delegation gehörten hohe Offiziere der libanesischen Armee, der Truppen für innere Sicherheit, der Sicherheitsdirektion für Grenzschutz und Migration (DGSG), der Zollbehörden und des Zivilschutzes an.

„Terrorgruppen versuchen kontinuierlich, über die libanesischen Grenzen einzusickern.“ Das sei derzeit im Bereich des Grenzschutzes die drängendste Herausforderung, berichtet der Sprecher der Delegation der „Presse“. Die libanesischen Behörden würden im Kampf gegen Terrororganisationen verstärkt zusammenarbeiten und Informationen austauschen. Zuletzt seien auch mehrere Untergrundzellen aufgedeckt worden, so der Sprecher der Delegation.

Ein Ziel der Beratungen beim Internationalen Zentrum für Migrationsfragen in Wien war, Strategien für eine noch engere Koordination der libanesischen Sicherheitsagenturen auszuarbeiten. Das ICMPD unterstütze Libanons Behörden mit Programmen dabei, wie sie ihre Grenzen effizient managen können, erzählt Lukas Gehrke, Leiter für die „Südlichen Beziehungen“ beim ICMPD. Ein von der EU gefördertes Projekt dazu läuft bereits seit Oktober 2012. „Nicht die gesamte Grenze zwischen dem Libanon und Syrien ist demarkiert. Bei rund 20 Kilometern ist der Verlauf unklar“, sagt Gehrke. Die unklaren Grenzen sind einst als Linien zwischen den Einflusssphären der Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich gezogen worden und durchtrennten zum Teil Siedlungsgebiete von Familienclans.

Ein Überwachung der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien ist seit vielen Jahren von strategischer Bedeutung. Ursprünglich versuchte Syriens Regierung hier, Material für seine Verbündeten durchzuschleusen. Seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges kommen hier vor allem Flüchtlinge durch – und mittlerweile auch bewaffnete Gruppen. (w. s.)