Christen beleidigt – Richterin ordnet Koranstudium an

 

Eine Richterin im Libanon verurteilte drei muslimische Jugendliche zum Auswendiglernen von Koranversen. Die jungen Männer hatten das Christentum beleidigt. Für das Urteil gab es viel Lob, selbst von Ministerpräsident Saad Hariri.

Wegen Beleidigung des Christentums müssen drei Muslime im Alter zwischen 16 und 18 Jahren Koranverse über Maria und Jesus auswendig lernen. Ein entsprechendes Urteil fällte die zuständige Richterin am Bezirksgericht Tripoli, wie arabische Medien berichteten. Damit sollten die jungen Männer über die Toleranz des Islam und die Wertschätzung Marias belehrt werden.

Sie ordnete an, dass die jungen Männer freigelassen werden unter der Bedingung, dass sie Teile der dritten Koransure „al-Imran“ auswendig lernen. In dem Text mit 200 Versen geht es unter anderem um Gottes Verheißung an Maria sowie um Jesus als Gesalbten.

Das Gesetz sei eine Schule und nicht nur ein Gefängnis, habe die Richterin ihr Urteil begründet. Laut der libanesischen Zeitung „The Nation“ merkte die Richterin in dem Urteil an, dass ihre Entscheidung darauf abziele, die jungen Männer über die Toleranz und Liebe des Islam zur Jungfrau Maria zu unterrichten.

Mehrere libanesische Politiker, darunter Ministerpräsident Saad Hariri auf Twitter, lobten das Urteil als Lehrstück für Toleranz und gegenseitigen Respekt zwischen den Religionen. Nach dem libanesischen Strafgesetz können Akte der Blasphemie oder Verletzung religiöser Gefühle mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden.

Rund 40 Prozent Christen im Land

Der Staatsminister für die Bekämpfung der Korruption, Nicolas Tueni, lobte ebenfalls die Richterin und sagte der Zeitung zufolge, ihre Entscheidung ebne den Weg für innovative juristische Ansätze, die zur Lösung von sozialen Problemen und religiöser Intoleranz beitragen.

Es gibt im Libanon 18 anerkannte Religionsgemeinschaften. Es wird angenommen, dass der Anteil der Christen aufgrund niedrigerer Geburtenraten, höherer Emigration sowie überwiegend nichtchristlicher Immigration in den vergangenen Jahren auf rund 39 Prozent zurückgegangen ist. Orthodoxe Christen leben insbesondere im Nordwesten des Landes.